PS #002 Grenzen der Maschine

Die Risikobeurteilung ist das wohl zentralste Thema im Arbeitsalltag einer technischen Redaktion, denn sie ist die absolut unentbehrliche Arbeitsgrundlage um ein normen- und richtlinienkonformes Informationsprodukt in puncto Sicherheit zu erstellen.

Nahezu alle Richtlinien und Verordnungen der EU fordern für Produkte die Erstellung einer Risikobe-urteilung. Hiermit soll ermittelt werden welche Gefahren während des gesamten Produktlebenszyklus für alle an und mit dem Produkt handelnden Personen sowie für Sachen drohen.

Die Risikobeurteilung ist im Grunde genommen ein Überbegriff für verschiedene durchzuführende Untersuchungen. Sie besteht aus der Risikoanalyse und der Risikobewertung.

Die Risikoanalyse wiederum ist untergliedert in die Ermittlung der Maschinengrenzen, der Identifizierung der möglichen Gefährdungen und in die Risikoeinschätzung. Und um die Ermittlung der Maschinengrenzen soll es in dieser Ausgabe unserer Podcast-Shorts-Reihe heute gehen.

Die Ermittlung der Maschinengrenzen ist der erste durchzuführende Schritt in der Risikoanalyse. Sie gilt sowohl für eine vollständige Maschine, wie für eine unvollständige Maschine oder eine Maschinenanlage, also eine Gesamtheit von Maschinen und dient dazu die im zweiten Schritt der Risikoanalyse zu identifizierenden Risiken die von der Maschine ausgehen, einzugrenzen.

Bei der Festlegung der Grenzen der Maschine sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Hierzugehören nach der DIN EN ISO 12100 zum Beispiel die Verwendungsgrenzen wie beispielsweise

• die verschiedenen Betriebsarten der Maschine
• die unterschiedlichen Eingriffsmöglichkeiten der Benutzer im Normalbetrieb
• die Eingriffsmöglichkeiten der Benutzer bei Fehlfunktionen der Maschine
• der Einsatzbereich der Maschine (z. B. Industrie, Gewerbe oder Haushalt)
• die Eigenschaften der mit und an der Maschine handelnden Personen (Alter, Geschlecht, körperliche Merkmale wie Größe und Kraft, Einschränkungen durch körperliche oder geistige Behinderungen, usw.)
• Niveau der Ausbildung und Erfahrung aller mit und an dem Produkt handelnden Personen (Stichwort Zielgruppenanalyse)
• die bestimmungsgemäße Verwendung
• die vernünftigerweise vorhersehbaren Fehlanwendungen

Zu den Grenzen der Maschine gehören des weiteren die räumlichen Grenzen wie

• der Bewegungsraum der Maschine (z. B. Verfahrbereiche, Sicherheitsabstände, Stellfläche der Maschine)
• der Platzbedarf aller mit und an der Maschine handelnden Personen wie z. B. bei der Installation, im Betrieb oder während der Wartung und Pflege
• die möglichen Wechselwirkungen zwischen Maschine und Mensch wie z. B. die Mensch-Maschine-Schnittstelle
• Anforderungen an die Versorgung mit Strom, Wasser, Druckluft, etc. sowie Entsorgung während des Betriebes (Abwasser, Abluft, Flüssigkeiten und Gase, etc.)

Ebenso sind zu berücksichtigen die zeitlichen Grenzen wie beispielsweise

• die Lebensdauer der Maschine, ihrer Verschleißteile und Bauteile (auch hier sind die bestimmungsgemäße Verwendung sowie vernünftigerweise vorhersehbare Fehlanwendungen zu berücksichtigen)
• einzuhaltende Wartungsfristen

Außerdem sind weitere wie die stofflichen Grenzen hinsichtlich

• der zu be- oder verarbeitenden Materialien

oder Umgebungsgrenzen wie

• einzuhaltender Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchte, Staubbelastung, Sonneneinstrahlung, etc.

zu beachten.

Alle so erhobenen Informationen werden in einem Formular zusammengetragen und dienen als Grundlage für den zweiten Schritt in der Risikoanalyse, der Identifizierung der möglichen Gefährdungen.