Risikoanalyse: Ermittlung von Gefahren an der Maschine
Das Ermitteln der Gefahren an der Maschine ist laut der Norm DIN EN ISO 12100 Sicherheit von Maschinen einer der wichtigsten Schritte in der Risikoanalyse – und damit wegweisend für die Risikobeurteilung und die CE-Kennzeichnung. Nur bei Identifizierung aller Gefährdungen und Gefährdungssituationen kann eine Bewertung stattfinden und Maßnahmen zur Minderung von Gefahren ergriffen werden.
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Alle Handlungen und Abläufe an der Maschine müssen den Konstrukteuren sowie den Personen, die die Risikobeurteilung durchführen, bekannt sein. Nur auf dieser Basis lassen sich alle möglichen Gefahren aufzeigen, die in Verbindung mit der Maschine stehen. Das systematische Vorgehen in der aufgabenbezogenen Risikobeurteilung und die Auftrennung der Maschine oder des Produkts in alle Lebensphasen, ermöglicht eine exakte Risikoanalyse.
Faktor Mensch in der Ermittlung von Gefahren an der Maschine
Der Faktor Mensch hat womöglich den größten Einfluss auf das Gefahrenpotential einer Maschine. Unter Stress, Hektik oder Ermüdung wird das Verhalten der Benutzer stark beeinflusst. Eine Folge davon: Wichtige Verhaltensregeln oder Vorsichtsmaßnahmen können schneller übersehen oder missachtet werden, sodass es zu weiteren gefährlichen Situationen kommen kann. Liegengelassene Werkzeuge beispielsweise bergen ein großes Gefahrenpotential und können schlimmstenfalls schon zum Auslöser eines Unfalls werden.
Bereits bestehende Schutzmaßnahmen müssen auch auf dem ständigen Prüfstand sein. Diese können vom Bediener umgangen oder ausgeschalten werden, um die Arbeit mit der Maschine zu erleichtern. Das hohe Unfallrisiko, welches durch dieses Umgehen auftaucht, wird von den Benutzern der Maschine in Kauf genommen – insbesondere dann, wenn sich ein erheblicher Vorteil mit dem Aufheben der Sicherheitsmaßnahmen ergibt.
Faktor Maschine in der Risikoanalyse und Gefahrenermittlung
Neben dem Faktor Mensch kann die Maschine an sich Auslöser für gefährliche Situationen sein. Herausgeschleuderte Werkstücke oder einzelne Teile der Maschine selbst sind typische Beispiele für mögliche Gefahrensituationen. Wie auch ungesteuerte Geschwindigkeitsänderungen, der plötzliche Ausfall und die Wiederkehr der Energieversorgung sowie Eigenschaften von Maschinenteilen oder Werkstoffen. Unter Mechanische Gefährdungen wiederum fallen beispielsweise scharfe Kanten der Maschine. Die Ursachen für Gefährdungen sind also vielfältig und zahlreich.
Gefährdungen ermitteln mit Hilfe der aufgabenbezogenen Risikobeurteilung
Die aufgabenbezogene Risikobeurteilung bietet sich für das zuverlässige Ermitteln aller denkbaren Gefährdungen an. Es werden alle möglichen Zustände der Maschine sowie Arbeitsabläufe analysiert. Hierzu zählen alle Hauptfunktionen wie Nebenfunktionen, die dann den zu erwartenden Eingriffen der Benutzer zugeordnet und schließlich auf mögliche Gefährdungen überprüft werden. Auch die Zusammenarbeit verschiedener Komponenten bei komplexeren Maschinen und Anlagen sollte auf mögliche Gefahrenquellen untersucht werden.
Wie schon beim Ermitteln der Grenzen der Maschine sind es persönliche Erfahrungen über Risiken, die als hilfreiche Information innerhalb der Risikoanalyse dienen. Neben den Bedienern der Maschine sind es die Berufsgenossenschaften, die bei der Befragung zu möglichen Gefährdungen hilfreich sind. Unfälle bei ähnlichen Maschinen lassen Rückschlüsse auf denkbare Gefahrenherde zu.
In der aufgabenbezogenen Risikobeurteilung werden zusätzlich zum Ermitteln und Klassifizieren der Gefährdungen alle Lebensphasen der Maschine beachtet – zum Beispiel der Transport, die Montage, Bedienung oder Wartung. Die Art der Gefährdung wird dann anhand der Vorschriften und Normen ermittelt.
Gefahren ermitteln: Checkliste aus Norm DIN EN ISO 12100
Um Anforderungen oder Grenzwerte heranzuziehen, lohnt sich ein Blick in die Checkliste zu Gefährdungen, Gefährdungssituationen und -ereignissen, welche in den Anhängen der Norm DIN EN ISO 12100 zu finden ist. Hier ist eine Auflistung der verschiedenen Arten von Gefährdungen zu finden, wie Elektrische, Thermische oder Mechanische Gefährdungen.
In dieser Norm finden auch die verschiedenen Lebensphasen ihre Berücksichtigung. Hier werden Gefährdungssituationen abgebildet, die bei der Montage und Installation oder beispielsweise beim Anheben der Maschine während dem Transport entstehen können. Mögliche Ursachen für Gefährdungen wie scharfe Kanten, bewegliche oder spannungsführende Teile finden genauso Erwähnung wie deren Folgen, beispielsweise Schneiden, Quetschen oder Aufwickeln.
Genormte Gefährdungslisten zum Ermitteln der Gefahren
Außerdem lassen sich genormte Gefährdungslisten aus den Sicherheitsnormen vergleichbarer Maschinen finden, welche sich auf DIN EN ISO 12100 beziehen. Sie geben Aufschluss über Gefährdungen, die vor allem bei dieser Art der Maschine vorzufinden sind. Gefährdungsereignisse während der Tätigkeit an einem speziellen Maschinentyp werden hier beispielsweise durch schmerzhafte oder ermüdende Körperhaltung für das Bedienpersonal abgebildet.
Grundlage guter Risikobeurteilung: Ermittelte Gefährdungen schriftlich dokumentieren
Grundlage für die Risikobeurteilung ist letztendlich die schriftliche Dokumentation sämtlicher ermittelten Gefährdungen. Genaues dokumentieren erleichtert das Nachvollziehen der Maßnahmen, die zur Durchführung von Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Eine tabellarische Liste soll zudem alle Gefährdungen und ihre Ausmaße aufführen, welchen die Mitarbeiter ausgesetzt sind.
Diese Liste enthält somit alle Informationen zu Gefährdungssituationen, die sich im Maschinenbetrieb ereignen können. In der aufgabenbezogenen Risikobeurteilung wird diese Liste immer in Bezug auf ihre verschiedenen Lebensphasen gesehen.
Lebensphasen in der aufgabenbezogenen Risikobeurteilung dokumentieren
Zu den ersten gehört der Transport der Maschine. Kommt bei diesem ein Kran zum Einsatz, kann das Auf- und Abladen mit diesem als Tätigkeit vermerkt werden. Hierzu kann dokumentiert werden, welche ermittelte Gefährdungen bestehen.
Wegen „sich bewegender Teile“ liegt eine Mechanische Gefährdung vor, da durch das Pendeln, Schwingen oder Herunterfallen Personen gefährdet werden können. Weiterhin wird dokumentiert, welche Folgen sich hierdurch ergeben können. In anderen Fällen können auch mehrere Gefährdungen vorliegen. Besteht sowohl eine mechanische wie auch eine thermische Gefährdung, müssen diese auch getrennt voneinander aufgeführt werden, da hierbei unterschiedliche Lösungen vorliegen müssen.
Zuletzt sind Angaben zu machen, ob Maßnahmen ergriffen werden sollen und welche genau zu einer Verhinderung oder Verminderung der Gefährdung beitragen würden. Neben konkreten, konstruktions-spezifischen Vorkehrungen, können auch Warnhinweise auf Verpackung und Betriebsanleitung eines Produkts vermerkt werden.
Sind alle Gefährdungen ermittelt, kommt es zum nächsten Schritt innerhalb der Risikoanalyse: Die Risikoeinschätzung. Bei dieser Risikoeinschätzung geht es darum, das wahrscheinliche Ausmaß eines Schadens und der Wahrscheinlichkeit seines Eintritts einzuschätzen.
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