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MZ #002 Marktzugang in die USA

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Das was in Europa mit der Maschinenrichtlinie geschaffen wurde, ist wohl einzigartig auf der Welt. Außerhalb der EU gelten ganz unterschiedliche Vorgaben an die Bereitstellung von Maschinen und Anlagen. In dieser Folge möchte ich mich mit einem der größten Exportmärkte für die EU befassen: Den Marktzugang in die USA.

Ich möchte im nachfolgenden darauf eingehen, welche Bedingungen für den Wirtschaftsraum der USA gelten, wenn man als Hersteller von Maschinen bzw. Anlagen seine Produkte in diesen Markt einführen möchte.

Die gesetzlichen Anforderungen variieren je nach Bundesstaat, in dem die Maschine bzw. Anlage gehen soll. Auch die jeweiligen Städte können in Einzelfällen sogar zusätzliche Auflagen und Vorschriften für das betreffende Produkt erhoben haben.

Zwar muss der Betreiber die entsprechende Betriebserlaubnis behördlich einholen, jedoch müssen die konstruktiven Anforderungen schon vom Hersteller der Maschine bzw. Anlage berücksichtigt werden.

Auch an die Technische Dokumentation und Kennzeichnung der sicherheitsrelevanten Informationen hat die USA einige eigenen Anforderungen.

Neben den gesetzlichen Anforderungen an die Sicherheit von Maschinen und Anlagen ist vor allem das US-Produkthaftungsrecht ein steter Begleiter für Hersteller. Immer wieder hört man von hohen Schadenssummen bei Klagefällen. Dies verunsichert verstärkt die Hersteller, wenn es um den Marktzugang in die USA geht. Auf die Grundlagen der US-Produkthaftung komme ich aber nicht in dieser Folge zu sprechen, da dieses Thema bereits mein Kollege in einer eigenen Reihe behandelt hat.

Ich gehe im nachfolgenden auf wichtige Organisationen ein, die wichtige Vorschriften erlassen, welche bei der Bereitstellung von Maschinen bzw. Anlagen beachtet werden müssen. Danach befasse ich mich mit einigen der US-Vorschriften, die für den Maschinenbau relevant sind. Abschließend komme ich dann noch auf die wichtigsten Punkte für einen rechtskonformer Zugang im amerikanischen Markt zu sprechen.

BEDEUTENDE ORGANISATIONEN IM US-MARKT

OSHA

Zuerst komme ich auf die OSHA zu sprechen. Die Occupational Safety & Health Administration verabschiedet Regelungen, die mit der Arbeitssicherheit zu tun haben. Die Einhaltung dieser Regeln ist verpflichtend einzuhalten und gilt unter anderem für die Betreiber von Maschinen und Anlagen. Vergleichbar sind die Regelungen mit der europäischen Maschinenrichtlinie, wenn darin auch keine Trennung zwischen Hersteller und Betreiber besteht.

Zur Erfüllung der OSHA Regelungen gibt es spezielle Produktnormen, welche die Anforderungen konkretisieren. Beispielsweise befasst sich die ANSI 11.19 mit dem Titel „Performance Requirements for Safeguarding“ mit den Anforderungen an Schutzvorrichtungen.

ANSI

Das American National Standard Institute ist für die Erstellung, Veröffentlichung und Anwendung von Produktnormen in den USA zuständig. Vergleichbar mit dem Europäische Komitee für Normung CEN für die EN-Normen oder das Deutsche Institut für Normung DIN ist die Anwendung dieser Produktnormen ebenfalls prinzipiell freiwillig. Häufig bekommen die ANSI-Normen aber durch vertragliche Regelungen einen verpflichtenden Charakter. Zudem ziehen Gerichte im Falle von Produkthaftungsfällen häufig die ANSI-Normen heran, um bei zivilrechtlichen Verfahren besser urteilen zu können.

Die ANSI Normen weichen häufig von den europäischen bzw. deutschen Normen ab. Jedoch gibt es verstärkt Bestrebungen in vielen Bereichen die Anforderungen an die internationalen Standards anzupassen.

UL

Ein weiterer Bereitsteller von Normen ist die Organisation Underwriters Laboratories, kurz UL. Die UL zertifiziert Produkte und stellt zudem Normen bereit. Es besteht in den meisten Fällen keine gesetzliche Verpflichtung seine Produkte nach UL zu zertifizieren. Jedoch ist für einige Produkte die Zertifizierung bindend, zudem genießt das Prüfinstitut eine hohe Akzeptanz in den USA.

NFPA

Die unter dem Kürzel NFPA bekannte National Fire Protection Association ist eine US-Organistaion die Vorschriften mit dem Hauptfokus Brandschutz erlässt. Aber auch Sicherheitsanforderungen an die elektrische Ausrüstung, wie durch die Veröffentlichung des National Electrical Code NEC, wird durch NFPA herausgegeben.

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WICHTIGE US-VORSCHRIFTEN

Möchte man als Hersteller von Maschinen und Anlagen seine Produkte auf den amerikanischen Markt bringen, gibt es einige Vorschriften zu beachten. Ich gehe im nachfolgenden auf einige dieser Vorschriften ein.

NATIONAL ELECTRIC CODE

Beginnen möchte ich mit dem bereits erwähnten National Electric Code, kurz NEC. Diese Vorschrift formuliert Vorgaben für die Ausführung von Elektroinstallationen. In den Kapiteln stehen beispielsweise Angaben zu elektrische Sicherungen, Parameter zu Betriebsspannungen, wie Kabel zu verlegen sind oder die Stecker zu gestalten sind. Häufig passen die Bundesstaaten der USA den NEC auf ihre örtlichen Bedürfnisse an, weswegen sich die Norm geringfügig in den einzelnen Regionen unterscheidet. Die NFPA bringt den NEC unter der Bezeichnung NFPA 70 heraus.

ELEKTRISCHE AUSRÜSTUNGEN NFPA 79

Die Sicherheitsnorm NFPA 79 umfasst elektrische und elektronische Ausrüstungen mit einer Spannung von 600 Volt oder weniger. Für elektrische Maschinen sind dafür Anforderungen mit Blick auf Konstruktion, Bedienung, Kennzeichnung und Dokumentation definiert. Der NEC listet die NFPA 79 in Bezug auf industrielle Maschinen aus, da diese zertifiziert und gelistet sein müssen. Für eine erfolgreiche Abnahme und Erlaubnis zum Betrieb der Maschine in den USA muss die Maschine und ihre Komponenten den Anforderungen der NFPA 79 entsprechen.

ANSI 12100

Die Anforderungen an die Risikobeurteilung hat die ANSI im Jahr 2012 von den europäischen Sicherheitsnorm übernommen. Was der Hersteller für Maschinen alles beachten muss, wenn es darum geht nachzuweisen, dass er alle möglichen Gefährdungen für Menschen und Sachwerte an seinem Produkt erkannt und bewertet hat. Unter dem Titel „ANSI / ISO 12100:2012, Safety of machinery — General principles for design — Risk assessment and risk reduction“ sind die gleichen Anforderungen heruntergeschrieben wie im europäische Pendant DIN EN ISO 12100.

ANSI Z535

Die Bestimmungen und Anforderungen an die Technische Dokumentation hat das American National Standards Institute in Ihren Normenreihe ANSI Z535 niedergeschrieben. In dieser Norm geht es um die Darstellung von Sicherheitsinformationen am Produkt und in den Benutzerinformationen.

Die Sicherheitshinweise weichen durch die ANSI Z535 von den in Europa üblichen Formen ab. Vor allem die Darstellung der Piktogramme unterscheidet sich sehr deutlich.

Falls Sie sich näher für die Bestimmungen der ANSI Z535 interessieren, kann ich Ihnen die Folge Normen und Richtlinien aus der Reihe Produkthaftung USA von meinem Kollegen empfehlen.

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RECHTSKONFORMER ZUGANG AUF DEM US-MARKT

Um eine Maschine oder Anlage in den USA betreiben zu dürfen, benötigt der Betreiber eine Erlaubnis der zuständigen Behörde. Ein Prüfinstitut überprüft die Anlage am Bestimmungsort auf die Einhaltung der wesentlichen Produktanforderungen. Nach Prüfung der Maschine bzw. Anlage einschließlich den mitgelieferten technischen Unterlagen erhält der Betreiber die Betriebserlaubnis, wenn nichts Negatives vorliegt.

Solche Prüfungen werden unter anderem von Prüflaboren, die von der OSHA staatlich anerkannt sind, durchgeführt. Diese anerkannten Prüflaboren sind als NRTL wie „Nationally Recognized Testing Laboratories“ bekannt.

Die NRTLs vergeben Prüfzeichen und nehmen die geprüften Produkte in eine Datenbank für zertifizierte Produkte auf. Zu den bekanntesten NRTLs im deutschen Raum zählt der TÜV SÜD America.

Zusätzlich hängt die Entscheidung, ob die Maschine bzw. Anlage nun als sicher gelten kann, von einem lokalen Inspektor für Sicherheit oder Brandschutz ab. Diese Person entscheidet, ob die US-Vorgaben für Arbeitsplatzsicherheit eingehalten wurden und die Maschine in Betrieb gehen darf.

ANPASSUNG AN DEN INTERNATIONALEN MARKT

Bezüglich des Marktzugangs gibt es in den USA aktuell einige Bestrebungen, die eigenen Normen aufzugeben und sich näher an die internationalen Standards zu wagen. So ist im Bereich der Stromversorgung die Norm ANSI/UL 61010 der offizielle Nachfolger der UL508. Die Anforderungen aus der neuen Norm wurden ohne nationale Abweichungen von den internationalen Normen IEC 61010-1 und 61010-2 übernommen. Auch die bereits genannte Übernahme der DIN EN ISO 12100 in die ANSI 12100 ist eine erfreuliche Entwicklung.

Die Anpassung an internationale Standards erleichtert für Hersteller den Marktzugang in die USA, führt zu einer besseren Qualität und vermeidet zudem hohe Kosten, die für einen doppelt betriebenen Aufwand entstehen.

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