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Extra #003 Lokalisierung – ist das nicht eine Übersetzung?

Extra #003 Lokalisierung – Ist Das Nicht Eine Übersetzung?

„Lokalisierung –ist das nicht eine Übersetzung?“ Beschreibung: Lokalisierung in der Technischen Dokumentation? Was ist der Unterschied zwischen Lokalisierung und Übersetzung und welche Dokumente müssen lokalisiert werden?

Lokalisierung vs. Übersetzung?

Das Thema Lokalisierung führt bei vielen Leuten zu Missverständnissen und fragenden Gesichtern. Für viele ist Lokalisierung dasselbe wie eine Übersetzung. Es macht der Übersetzer, und sie müssen sich nicht darum kümmern. Aber die Aussage ist teilweise falsch, Lokalisierung ist nicht dasselbe wie eine Übersetzung. Es ist mehr als das.

Bleiben wir also zunächst bei der Falschannahme, dass Lokalisierung und Übersetzung dasselbe sind und betrachten erstmal die Übersetzung selbst. Unter Übersetzung versteht man, dass ein Übersetzer einen Text liest und nah am Ursprungstext in eine andere Sprache übersetzt. Beispielsweise wird aus einem deutschen Text ein englischer.

Der Übersetzer muss sich dabei jedoch an den Ursprungstext halten. Er darf keine Inhalte dazu erfinden, ändern oder entfernen. Was im deutschen dasteht, soll danach sinngemäß im englischen dastehen.

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Warum Lokalisierung nicht dasselbe wie Übersetzung ist

Wie einige von Ihnen sicherlich wissen, reicht dieses nahe Übersetzen für die meisten Texte nicht aus. Der Text muss weiter angepasst werden, hier geht es also schon in Richtung Lokalisierung. Seien es Maßeinheiten wie Tonnen die zu englischen Pounds oder Zentimeter die in Inches umgerechnet werden müssen. Oder ganz trivial: Links, Verknüpfungen und andere Verbindungen zu weiteren Texten, die angepasst werden müssen. Beispielsweise bei der Übersetzung von Websiten.

Diese Anpassungen des Textes fallen alle unter den Begriff Lokalisierung. Aber es geht noch weiter. Besonders interessant wird es Texten aus Marketing und Werbung. Denn hier ist eine normale Übersetzung zu 80% sinnlos. Werbetexte beinhalten meist Aussagen, die in Verbindung mit der Kultur des Zielmarktes stehen und nur in diesem Zusammenhang Sinn ergeben. Dies kommt vor allem bei der Verwendung von Sprichwörtern vor. Oder der Text muss angepasst werden, da eine wörtliche Übersetzung der Werbeaussage in der Zielsprache „holprig“ klingt.

Denn nur so bleibt die Werbeaussage erhalten und die neue Zielgruppe wird erfolgreich angesprochen. Der Fall wird dann noch interessanter, wenn Produktnamen und Bezeichnungen verwendet werden, die vermeintlich bereits übersetzt sind. Ein Beispiel gefällig? Würden Sie die deutsche Wortschöpfung „public viewing“ übersetzen? Das sollten Sie auf jeden Fall, den im Englischen bezeichnet man darunter die öffentliche Aufbahrung eines Verstorbenen. Es hat also gar nichts mit Fußball zu tun. Dies gilt auch für Begriffe wie Handy oder Rucksack/Bodybag. Ich verlinke Ihnen dazu einen Artikel vom Spiegel, der weitere solche Kuriositäten aufzeigt.

Lokalisierung in der Technischen Dokumentation

Neben dem Bereich der Lokalisierung von Texten, versteht man unter dem Begriff noch weitere Tätigkeiten. Denn auch für uns in der technischen Dokumentation ist dieses Thema wichtig. Hier können wir sogar einen Bogen zur Normenrecherche schlagen. Denn wir müssen uns als technische Redakteure mit dem Zielmarkt und dessen Normen, Gesetze und Richtlinien beschäftigen. Sprich wir lokalisieren auch zum Teil unser Produkt selbst.

Ein großer Faktor kann hier der Arbeitsschutz sein oder die Abnahme von Produkten durch öffentliche Behörden. So müssen in den USA beispielsweise Maschinen und Anlagen vor der Inbetriebnahme durch öffentliche Behörden geprüft werden. Sollten Sie Ihr Produkt dann beispielsweise nicht entsprechend der lokalen Normen für die Elektrik angepasst haben, kann es bei der Abnahme zu Problemen kommen. Unter Umständen darf Ihr Produkt gar nicht in Betrieb genommen werden.

Dazu gehört natürlich auch die eingangs besprochene Übersetzung der technischen Unterlagen und Umrechnung von Maßeinheiten, sollte im Zielmarkt ein anderes System verwendet werden. Ein Bereich der leider dabei oft vernachlässigt wird, ist dabei die Lokalisierung von Displays und Bedienoberflächen.

Warum man bei Software von Lokalisierung anstatt von Übersetzung spricht

Bei der Übersetzung von Software, den dazugehörigen Menüs und Bildschirmanzeigen spricht man übrigens ebenfalls von Lokalisierung. Denn der Begriff Übersetzung ist hier meist nichtzutreffend. Diese Arten von Text sind in der Regel zeichenbeschränkt; Wörter oder Schaltflächen dürfen nicht mehr als eine bestimmte Anzahl an Zeichen beinhalten.

Dadurch haben wir bereits in der Ausgangssprache der Software oft den Fall, dass bereits hier Schaltflächen mit Abkürzungen versehen werden, da der ausgeschriebene Text zu lang gewesen wäre. Die Übersetzung von solchen Menüs ist daher besonders schwer für Übersetzer. Gerade auch deshalb, weil der Übersetzer oft nur wenige Informationen neben den Abkürzungen selbst bekommt.

Neben diesen textlichen Hürden können noch technische Hürden wie die Darstellung von Sonderzeichen, die eingesetzten Programme und Programmcodes und ähnliche Dinge die Lokalisierung von Software erschweren. Diese Texte sollten daher gründlich und in Zusammenarbeit mit einem Experten lokalisiert werden.

Die Lokalisierung von Software und Bedienoberflächen ist übrigens in vielen Ländern Pflicht. Oft höre ich, dass der Benutzer diese nicht seiner Sprache bekommt, sondern nur in Englisch. Jedoch verstößt diese Handlung oft gegen geltendes Recht der Zielstaaten. Denn auch die Benutzeroberflächen einer Steuerung werden vom Bediener genutzt und sind somit Benutzerinformationen. Und in den meisten Staaten gibt es Produktgesetze oder Produktsicherheitsgesetze die vorschreiben, dass Benutzerinformationen in einer für den Benutzer verständlichen Sprache verfasst sein müssen.

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Welche Dokumente müssen lokalisiert werden?

Kommen wir nun zum Schluss noch zu einer letzten Frage: Welche Dokumente müssen eigentlich lokalisiert werden? Wir haben uns bereits mit der Software, der Anleitung, der Werbung und dem Produkt selbst auseinander gesetzt. Gibt es noch etwas?

Im Prinzip müssen alle Unterlagen lokalisiert werden, die Sie nach außen geben. Sollten Sie also Maßzeichnungen oder Aufstellpläne an Ihre Kunden geben, müssen auch diese Dokumente lokalisiert werden. Und auch diese Tätigkeit ist nicht zu unterschätzen. Denn gerade Pläne und Maßzeichnungen sind aufgrund des Datenformates keine leicht zu übersetzende Dokumente. Sie kommen meist aus CAD-Software, die nicht unbedingt auf die Übersetzung und die Verwaltung mehrere Sprachen ausgelegt ist.

Dies zeigt sich in der Praxis dann dadurch, dass konvertierte PDF-Dateien und ähnliches übersetzt werden müssen, was dann für Ihren Übersetzer oder Übersetzungsdienstleister zu einer besonderen Herausforderung werden kann.

Es gibt also vieles zu beachten. Sollten Sie weitere Fragen zum Thema Lokalisierung haben, können Sie sich gerne an meine Kollegen aus dem Bereich der Übersetzung wenden. Hier gibt es dann dazu tiefergehende Informationen zur Lokalisierung und Übersetzung und was Sie dabei zu beachten haben.

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